Natursteig Sieg
Eigentlich wollten wir Anfang Juni den West Highland Way in Schottland wandern. Leider hat uns Corona, wie auch schon beim Urlaub in Holland und unserer Bulli-Tour mit Roadsurfer, einen Strich durch die Rechnung gemacht. Da wir aber keine Lust haben zwei Wochen nur zu Hause rumzugammeln, hatte Susanne eine Idee: wir wandern einfach den Natursteig Sieg, der quasi direkt für der Haustür beginnt!
Der Natursteig Sieg wurde 2011 eröffnet und führte ursprünglich von Siegburg bis Au. Inzwischen wurde der Weg erweitert und reicht nun bis Mudersbach. In der finalen Ausbaustufe soll der Weg dann bis zur Quelle der Sieg in der Nähe von Netphen führen.
Wir werden uns die ersten acht Etappen des ursprünglichen Weges von Siegburg bis nach Au vornehmen. Inklusive der Zuwege sollten das in etwa 130 Kilometer sein.
Ein großer Vorteil des Wanderweges ist, dass Start und Ziel immer an Bahnhöfen liegen. So können wir unser Auto an den Zielbahnhof stellen und dann mit der Bahn zur jeweiligen Startpunkt der Etappe fahren.
Inhalt
ToggleSiegburg bis Hennef
Gegen halb Zehn am Pfingstsonntag geht es am Siegburger Bahnhof nach kurzer Bahnfahrt von Hennef los. Erst geht es ein kleines Stück in Richtung Fußgängerzone, bevor der Weg dann rechts dem Mühlenbach folgt.
Über einen Hotelparkplatz geht es dann vorbei am Michaelsberg mit der Siegburger Abtei durch einen schönen Park.
Immer noch auf Asphalt geht es dann bis zum offiziellen Startpunkt in Wolsdorf. Nach einen schmalen Waldweg erreicht man dann das Hotel Siegblick. Der Blick ist wirklich schön, leider stört der Lärm der nahegelegenen A3.
Unter der Autobahn hindurch führt der Weg nun auf einer alten Allee-Straße vorbei an einem Seniorenheim und von dort nun endlich auf einen Waldweg.
Von nun an schlängelt sich der Weg etwas oberhalb von Kaldauen in Richtung Wahnbachtalsperre. Immer wieder gibt es schöne Ausblicke in das Siegtal.
Dann geht es wieder hinunter Richtung Seligenthal zum Etappenziel, dem Gasthaus „Sieglinde“ direkt an der Sieg.
Schon auf dem Weg dorthin hatten wir gemerkt, dass wir zum einen sehr gut vorankamen, und auch irgendwie Lust auf mehr als die nur etwa 12 Kilometer haben. Also reifte bei einem Glas Apfelschorle ein Plan heran…
Hennef bis Blankenberg
…nämlich die nachfolgende Etappe zumindest anzufangen! Also die gut 60 Höhenmeter von der Sieg wieder rauf zum Natursteig.
Nach einem guten Stück durch Mischwald und Felder machen wir erst einmal Rast. Susanne hatte uns als Proviant ein leckeres Bananenbrot gebacken.
Nach kurzer Stärkung ging es dann erst einmal wieder runter in Richtung Bröl. Dem Brölbach folgen wir ein ganzes Stück, bevor es wieder aufwärts geht in Richtung Bödingen.
Eigentlich hatte wir gedacht, einen der Zuwege zu nutzen um den Weg dann ein wenig abzukürzen. Aber irgendwie wollten wir es dann doch zum Ende schaffen. Die Ausblicke entschädigen dann für die Mühen.
Dadurch, dass wir natürlich nicht geplant hatten so weit zu wandern, hatten wir leider auch nicht genug Wasser dabei. Aber der Zufall half uns weiter. Im Örtchen Honscheid hat ein freundlicher Mensch in seinem Garten direkt am Wanderweg einen Kühlbox mit Getränken, Kaffee und sogar Kuchen aufgestellt! Danke dafür!
So versorgt ging es dann an den letzten Aufstieg auf den Stachelberg, der eine wunderbare Aussicht Richtung Blankenberg und das Siebengebirge bietet.
Der Abstieg vom Stachelberg wird nicht ohne Grund vorab auf dem Wegweiser als „alpin“ bezeichnet. Es geht wirklich richtig steil bergab.
Die letzten Kilometer geht es dann wieder an der Sieg entlang zum Bahnhof Blankenberg.
Am Ende waren es dann ca. 29 Kilometer und gut 850 Höhenmeter an einen Tag. Ergebnis ist eine Blase an meiner linken Ferse. Hatte ich noch nie!
Blankenberg bis Merten
Mit abgeklebter Blase ging es heute dann erst mit dem Auto nach Merten zum Bahnhof und dann mit der S12 nach Blankenberg. Dort startet die dritte Etappe doch etwas langsamer als am Tag zuvor. Die lange Strecke steckt uns doch noch in den Muskeln.
Egal. Hilft nichts. Wir müssen rauf nach Stadt Blankenberg.
Den Aufstieg kennen wir schon, da hier auch die Erlebniswege Sieg „Dreitälerweg“ und „Burgweg“ entlang laufen.
Oben angekommen werfen wir nur einen kurzen Blick auf die Burg und folgen dann dem Weg entlang der alten Stadtmauer.
Nachdem wir den kleinen Ort entlang der Stadtmauer fast komplett umrundet haben, geht es wieder abwärts durch einen urigen Pfad entlang des Ahrenbachs.
Unterwegs kreuzt einen kleine Echse unseren Weg. Laut Google eine Zauneidechse.
Leider folgt nach einem Abstieg meist auch wieder ein Aufstieg. Diesmal nach Süchterscheid. Kurz nach dem Ort machen wieder eine kleine Rast mit dem Rest des Bananenbrots. Und dann geht es auf breiten Waldwegen wieder runter.
Immer plätschert neben dem Weg ein kleiner Bach und so kommen wir nach etwas über drei Stunden in Merten an.
Da meine Blase an der Ferse wieder da ist, werden wir morgen einen Ruhetag einlegen. Soll mit gut 30 Grad auch kein ideales Wanderwetter werden.
Merten bis Eitorf
Nach einem Ruhetag ging es heute vom Bahnhof Merten aus wieder herauf in den gleichnamigen Ort.
Oben angekommen stoßen wir auf eine frühe Abbildung der ersten Einwohner.
Durch einsame Waldwege schlängelt sich der Weg bis auf über 230 Meter hoch.
Leider befindet sich der Weg nicht immer in gutem Zustand. Sturmschäden und Borkenkäferbefall sorgen an vielen Stellen für teilweise großflächige Rodungen. Dann ist der Weg leider durch die Fahrspuren der schweren Maschinen nicht wirklich angenehm zu laufen.
Irgendwann wird der Weg aber wieder schöner und es geht sich gleich viel besser.
Zur Pause gibt es diesmal belegte Brote, Apfelschorle und einen Blick ins Siegtal.
Am Wegesrand findet sich immer wieder ganze Beete mit Fingerhut. Aber Vorsicht! Sind schön anzusehen, aber giftig!
Der Weg ist, dank nur sehr moderaten Steigungen, sehr angenehm zu gehen und schlängelt sich dann später abwärts nach Eitorf in Richtung Bahnhof.
Leider ist der Zuweg nach Eitorf nicht nur sehr lang mit ca. 3 Kilometern, er ist auch ziemlich steil. Und das müssen wir für den Start der nächsten Etappe wieder hochlaufen. Hier müssen wir mal sehen, wie wir das machen. Es fährt zwar ein Bus hier rauf, aber leider nur zweimal am Tag.
Egal, morgen und übermorgen ist Regen angesagt. Das ist dann der Vorteil, wenn man von zu Hause startet, man muss nicht jeden Tag laufen. Also erst einmal zwei Ruhetage für uns. Ist auch schön. Und immerhin sind wir jetzt schon knapp 59 Kilometer gelaufen und haben dabei gut 1.400 Höhenmeter erklommen.
Eitorf bis Herchen
Nach zwei Tagen regenbedingter Pause ging es am heutigen Samstag mit zwei Autos Richtung Herchen. Warum zwei Autos? Der Zuweg von Eitorfer Bahnhof zum Startpunkt ist gut 3 Kilometer lang und hat fast 100 Höhenmeter. Das muss dann bei der Etappenlänge wirklich nicht sein. Und wir sind das ja alles schon gelaufen!
Also ein Auto am Zielpunkt in Herchen am Bahnhof abgestellt und dann mit dem zweiten Auto nach Eitorf zum offiziellen Startpunkt. Dort angekommen fing es an zu tröpfeln. „Ach, nur ein kleiner Schauer“ waren meine Worte. Es sollten gut 1 1/2 Stunden strömender Regen werden.
Trotz Regenjacke war das kein Spaß. Unsere Laune war doch ziemlich im Keller. Kein Wunder, bei dem Ausblick.
Aber zum Glück klarte es dann doch auf, und wir konnte die Wanderung endlich genießen.
Wir waren wieder ganz alleine unterwegs und hatten die engen Pfade nur für uns.
Nach etwa der Hälfte der Strecke dann die erste Pause in der Sonne.
Immer wieder führt der Weg entlang an kleinen Bächen. Hier am Kaltbach.
Das Wetter wurde immer besser und beschwerte uns tolle Ausblicke ins Windecker Ländchen.
Gut 3 Kilometer vor dem Ziel wurden die Pfade dann wieder enger und es ging wieder rauf und runter.
In der Nähe von Herchen kommt man auch hier vorbei:
Das Ganze ist ein „Thingplatz„. 1934 erbaut, war er einer von gut 40 ähnlichen Versammlungsorten, die im Dritten Reich errichtet wurden. Hier sollten zum Beispiel Theateraufführungen stattfinden, die den Germanenkult zum Ursprung hatten. Aber schon 1937 hatten die Nazis kein großes Interesse mehr an dieser Art der Propaganda. Seit 1986 steht diese Anlage unter Denkmalschutz.
Weiter geht es durch einsame Wälder.
Nach gut 19 Kilometern und 570 Höhenmetern ist dann endlich der Bahnhof in Herchen erreicht.
Schleife um Herchen
Heute benötigen wir keine Bahnfahrt, da die Tour am Bahnhof Herchen startet und endet. Und noch eine kleine Besonderheit: die Tour ist quasi identisch mit dem „Wälderweg„. Einem der Erlebniswege Sieg. Können wir den also auch direkt mit abhaken. 🙂
Zuerst geht es ein Stück die Straße entlang und auf einem schmalen Pfad etwas oberhalb von Herchen in Richtung Stromberg. Danach queren wir die Sieg, und dann geht erst einmal gut 5 Kilometer nur bergauf.
Die Wege sind gut zu gehen und der Anstieg erfolgt meist sanft. So kommen einem die Höhenmeter gar nicht so schlimm vor.
Weiter geht es durch urige Wälder und auf schönen Pfaden.
Selten geht es aus dem Wald hinaus. Und wenn, dann hat man einen tollen Blick ins Tal.
Vorbei kommen wir auch an einen Klangspiel. Der Wind sorgt dafür, dass hinter der Metallplatte gespannte Saiten schwingen und dann Töne erzeugen. Schaurig schön.
Kurz darauf erreichen wir einen Heilbrunnen. Der Sage nach soll hier eine adlige Tochter im 13. Jahrhundert ihr Augenlicht wiedererlangt haben.
Die restlichen gut vier Kilometer macht der Natursteig seinem Namen alle Ehre. Es geht auf einem schmalen Pfad ganz leicht bergab in Richtung Herchen.
Mit 18,6 Kilometern und gut 540 Höhenmetern war das auch wieder recht fordernd und erlaubt uns, morgen einen Ruhetag einzulegen.
Herchen bis Schladern
Vom Bahnhof Herchen aus sparen wir uns den Zuweg über die unzähligen Treppenstufen hinauf zur Schule und nehmen stattdessen den Weg durch den Ort. Nicht kürzer, aber ein paar Höhenmeter gespart. Und kaum liegt der erste Anstieg hinter uns, bietet sich uns ein tolles Panorama.
Ab jetzt schlängelt sich der Weg entlang der Sieg, bevor es den nächsten Anstieg zu bewältigen gilt.
Immer mal wieder geht aus aus dem Wald hinaus.
Und wo es rauf geht, geht es irgendwann auch wieder runter. Hier besonders steil.
Aber es geht auch immer wieder zurück an die Sieg.
Obwohl kein Regen vorhergesagt war, traf uns ein kräftiger Schauer. Zum Glück war eine Schutzhütte nicht weit.
In Dattenfeld angekommen, geht es wieder entlang der Sieg. Angeblich auf einem besonders gefährlichen Waldweg. Ok, es ist ein recht schmaler Pfad. Aber nichts, was nicht so oder sogar schmäler schon auf den vorherigen Etappen vorkam.
Um Dreisel herum macht der Weg eine große Schleife. Wäre gar nicht nötig. So viel gibt es hier gar nicht zu sehen.
Ausser vielleicht, ein ganz altes Schild. Damals hieß der Weg noch „Siegsteig“.
Der letzte Anstieg kurz vor unserem Ziel hat es dann nochmal in sich. Zwei Stellen sind sogar mit Seilen gesichert!
Das letzte Stück kommt uns dann doch wieder sehr bekannt vor. Hier waren wir nämlich auch schon mal. Auf einem der Erlebniswege Sieg. Dem „Mäanderweg„.
Diesmal waren es dann knapp 20 Kilometer und 615 Höhenmeter.
Schladern bis Au
Unsere letzte Etappe beginnt bei leichtem Nieselregen am Bahnhof in Schladern. Eigentlich führt der Zuweg jetzt hinauf zur Burg Windeck, aber da waren wir im Rahmen eine Tour auf dem Mäanderweg bereits. Also nehmen wir einen etwas direkteren Zuweg auf den Natursteig Sieg. Natürlich erst einmal durch Schladern kräftig bergauf.
Aber schon bald haben wir wieder Wald erreicht und der Weg wird wieder schmal.
Die letzte Etappe führt entweder rauf oder runter. Flache Stücke sind Mangelware. Dafür geht es aber abenteuerlich zu. Zuerst über einen kleinen Bach.
Immer wieder öffnet sich der Wald für tolle Fernblicke.
Und dann wird es wieder abenteuerlich. Mehrere Baumstämme liegen quer zum Weg. Und es erfordert einiges an Kletterei diese zu überwieden.
Ein paar Meter nach diesem Hindernis kommt dann doch tatsächlich ein Warnhinweis, dass dieser Weg gesperrt ist. Leider nur von der anderen Seite. Auf unserer Seite fehlte dieser Hinweis…
Egal. Wir sind ja dran vorbeigekommen. Dann wird der Weg wieder sehr urig.
Und hier finden wir eine witzige Alternative zu den üblichen Steinmännchen: Steintiere!
Am höchsten Punkt der Etappe, den „Alten Stuhl“ mit 286 Metern. Von hier starten auch Drachenflieger ins Tal.
Nicht besonders schön sind dann wieder die Spuren der Rodungs-Maschinen. Da läuft es sich leider nicht angenehm.
Diesmal machen wir tatsächlich mal zwei kleine Pausen. Wir merken inzwischen schon, was wir in den letzten Tagen an Kilometern und vor allem Höhenmetern zurückgelegt haben. Dafür ist die Aussicht bei Pause Nummer zwei dann wirklich schön.
Nach ein paar Kilometern durch den Wald haben wir den Abzweig nach Au erreicht.
Heute waren es nur etwa 15 Kilometer, aber auch schon wieder knappe 590 Höhenmeter.
Damit endet für uns der Natursteig Sieg. Vielleicht laufen wir den Rest irgendwann auch noch mal.
Fazit:
Es sind insgesamt 132 Kilometer und 3.900 Höhenmeter geworden. Puh! Aber schön war´s.