Mit dem Bulli durch Schottland
Nachdem wir 2022 den West Highland Way gewandert sind, stand für uns fest, dass wir auf jeden Fall mal mit dem Bulli nach Schottland müssen. Ein wenig abschreckend war die lange Anreise, aber durch clevere Ausnutzung von drei Feiertagen kommen wir auf dreieinhalb Wochen Urlaub. Das sollte reichen. Also geht es Ende Mai an Christi Himmelfahrt los.
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Es gibt ein paar Möglichkeiten die britische Insel zu erreichen, unter anderem mehrere Fährverbindungen von den Niederlanden oder Frankreich nach England, die zwischen 2,5 und 16,5 Stunden dauern. Wir entscheiden uns aber für die Zugfahrt durch den Eurotunnel. Zu einen geht es sehr schnell und zum anderen ist es schon spannend, mit dem Bulli in einen Zug zu fahren und dann den Ärmelkanal zu unterqueren. Dafür nehmen wir den Aufpreis zur Fähre in Kauf.
Es geht entspannt und mit wenig Verkehr durch Belgien und Frankreich, und so kommen wir überpünktlich am Terminal in Calais an. Nach dem Check-In und der Passkontrolle bleibt noch Zeit für einen Tee bzw. Kaffee. Dann kommt der spannende Teil: die Einfahrt mit dem Bulli in den Zug. Es fühlt sich schon sehr komisch an, mit einem Auto durch einen Zug zu fahren. Aber alles ist hell erleuchtet und man kann sogar während der Fahrt aussteigen. Nach nur 35 Minuten sind wir auf der anderen Seite.

In Folkstone angekommen, beginnt das Abenteuer Linksverkehr. Da unsere Erfahrung damit und mit vielen anderen Dingen in England und Schottland diesen Beitrag sprengen würde, gibt es dazu einen separaten Beitrag. Eins können wir jetzt schon verraten: es ist alles einfacher als gedacht.
Trotzdem machen wir unseren ersten Stopp nur etwa eine halbe Stunde später in Ashford, wo wir erstmal einkaufen gehen und dann unser Nachtlager auf einem netten kleinen Campingplatz aufschlagen.

Nach einer erholsamen Nacht geht wieder auf die Autobahn. Wir müssen erst einmal um London herum. Leider haben wir doch einiges an Verkehr, so dass wir froh sind, unseren nächsten Platz in Stoke-on-Tent (das liegt zwischen Birmingham und Manchester) zu erreichen. Am nächsten Morgen gehen wir nochmal einkaufen und erreichen gegen halb fünf unsere erstes wirkliches Ziel: Loch Lomond. Bis hierhin sind wir übrigens schon 1.288 Kilometer gefahren.
Loch Lomond
Loch Lomond, der größte See in Schottland, empfängt uns mit Regen. Schade, denn die letzten sechs Wochen hat es hier gar nicht geregnet. Aber egal, wir erholen uns hier für zwei Tage von der doch recht anstrengenden Anreise.

Da der West Highland Way direkt am Campingplatz vorbeiführt, machen wir in einer Regenpause einen kleinen Spaziergang auf dem Wanderweg. Später geht es dann nochmal an den Strand vom Loch Lomond.

Inveraray Castle & Oban
Nach dem Frühstück geht es weiter zum Inveraray Castle, wo wir durch den wunderschönen und sehr großzügigen Garten schlendern und natürlich auch das imposante Schloss besichtigen.

Danach fahren wir weiter nach Oban und legen auf dem Weg dahin einen Foto-Stopp an der Ruine von Kilchurn Castle ein.

Oban verlassen wir relativ schnell wieder. Das Wetter ist nicht so super, so dass wir wenig Lust haben, uns die Stadt anzuschauen. Deshalb geht es schnell weiter zum Creagan Station Tourers, wo wir für nur 20 Pfund eine stürmische und vor allem regnerische Nacht verbringen.
Fort William & Grantown-on-Spey
In einer kurzen Regenpause packen wir am nächsten Tag zusammen und fahren weiter nach Fort William. Dort erstehen wir das obligatorische Highland Kalb, welches uns die den Rest der Reise auf dem Armaturenbrett den Weg durch die Highlands weist.

Die Nacht verbringen wir in Grantown-on-Spey im Grantown Caravan Park, wo wir noch einen kleinen Spaziergang in den Ort unternehmen.
Abends steht ein Foodtruck am Campingplatz, so dass wir endlich in den Genuss von Fish’n’Chips kommen.

Portsoy
Die Nacht ist kalt, aber der Morgen begrüßt uns mit Sonnenschein. Trotzdem wollen wir in Richtung Ostküste fahren, da die Wetteraussichten hier leider nicht so gut sind.
Wir befinden uns hier in der Gegend des Whisky Trails. Unsere Route über die B9102 führt uns auch an mehreren großen und kleinen Destillerien vorbei. Eine müssen wir natürlich besichtigen. Wir entscheiden uns für die kleine Distillery Cardhu.

Nach einer interessanten Führung gibt es noch ein Tasting für diejenigen, die nicht mehr fahren müssen. Die Fahrer bekommen kleine Fläschchen, um das Tasting zuhause nachholen zu können. Sehr gute Idee!

Bei der in der Nähe liegenden Fabrik von Walkers, dem Hersteller des berühmten Shortbreads, stoppen wir natürlich auch noch und kaufen ein paar Mitbringsel ein.
Unser Ziel für heute ist der Portsoy Links Caravan Park, wo wir für zwei Nächte bleiben werden.

Der Ort hat einen alten Hafen und ein hervorragendes Restaurant in einer alten Kirche.
Am nächsten Tag machen wir einen ausgedehnten Spaziergang zum Coastguard Viewpoint und auf dem Coastal Path, bevor wir für ein Stück Kuchen wieder in dem Restaurant einkehren.
Abends sehen wir dann tatsächlich noch einen kleinen Seehund, der sich in die Bucht von Portsoy getraut hat!
Urquhart Castle
Es geht wieder in Richtung Westen, da wir auf jeden Fall noch die Isle of Skye besuchen wollen. Vorher geht es aber erst einmal zum Urquhart Castle am Loch Ness.

Urquhart Castle ist zwar nur noch eine Ruine, aber sie liegt direkt am Loch Ness und bietet einen spektakulären Blick auf den See.
Unser Nachtlager schlagen wir im Bunchrew Caravan Park auf, wo wir das sonnige Wetter nutzen um ein wenig Wäsche zu waschen.
Isle of Skye
Auf dem Weg zur Isle of Skye kommen wir am Eilean Donan Castle vorbei. Das besichtigen wir natürlich.

Denn das Schloss ist nicht nur sehr gut erhalten, es war auch schon als Filmkulisse in Filmen wie Highlander, Rob Roy und sogar in einem James Bond (Die Welt ist nicht genug) zu sehen.
Und dann sind wir auch schon in Portree, der größten Stadt auf der Isle of Skye. Hier gibt es erstmal Mittagessen mit Blick auf den Hafen.

Wir übernachten auf dem Staffin Caravan & Camping Site, von wo aus wir am Nachmittag noch einen Spaziergang zum Strand machen. Hier soll man bei Ebbe Fußabdrücke von Dinosauriern sehen können. Wir sind – natürlich – bei Flut dort, und so sehen wir nur Sand.
Ein Highlight der Isle of Skye ist der Old Man of Storr. Da fahren wir am nächsten Tag hin und wandern hinauf bis auf 500 Meter zum Aussichtspunkt. Es ist ganz schön viel los hier, so dass wir nach ein paar Fotos wieder runterlaufen und über eine kleine Single Track Road weiter nach Uig fahren. Dabei halten wir immer mal wieder an, um die grandiose Landschaft zu genießen.

Zurück am Campingplatz lassen wir uns Burger schmecken, die man direkt am Platz bestellen kann.
Ein weiteres Highlight ist Dunvegan Castle. Leider regnet es, aber wir schauen uns das Schloss natürlich trotzdem an.

Dunvegan Castle ist das älteste durchgängig bewohnte Schloss in Schottland. Dabei diente es den Clanchiefs der MacLeods über 800 Jahre lang als Wohnsitz und liegt direkt am Loch Dunvegan.
Danach geht es zum Glenbrittle Campsite im Süden der Insel. MIttlerweile regnet es in Strömen, so dass wir nicht viel unternehmen können. Stattdessen essen wir im kleinen Imbiss des Campingplatzes eine Pizza.

Der nächste Morgen begrüßt uns wieder mit Sonnenschein, so das wir auf der Rückfahrt noch an den Fairy Pools anhalten können. Wir unternehmen einen kleine Wanderung bis zu den Wasserfällen, bevor wir die Isle of Skye wieder verlassen und den Campingplatz Bunroy Park in der Nähe von Fort William ansteuern.

Hier scheint wieder die Sonne, so dass wir es uns mit Kaffee und Kuchen in der Sonne gemütlich machen.
Three Lochs Forest Drive
Am nächsten Morgen geht es zum Three Lochs Forest Drive. Das ist ein sieben Meilen langer Rundweg, an dem immer mal wieder kleine Stellplätze liegen. Für etwa 7 Pfund pro Nacht kann man diese buchen und völlig legal mitten in der Natur campen.
Der Weg dorthin führt uns vorher noch am Glenfinnan Viadukt vorbei. Leider kommt gerade kein Zug vorbei.

Danach geht es durch das Glencoe, welches wir auf dem West Highland Way schon durchwandert haben. In Tyndrum, wo wir auf der damaligen Wanderung übernachtet haben, essen wir mittags in der Sonne Fish’n’Chips, bevor es dann nach Stirling zum Three Lochs Forest Drive geht.
Nachdem wir unseren vorab gebuchten Platz gefunden haben, spazieren wir noch ein wenig durch den Wald und sitzen abends an einem kleinen Lagerfeuer vor dem Bulli.

Blair Drummond
Am nächsten Tag geht es weiter nach Blair Drummond. Dort gibt es einen wunderschönen Campingplatz, der in einem alten ummauerten Garten liegt.

Das Wetter ist sonnig, und so waschen wir ein bisschen Wäsche und spazieren zum nahegelegenen Smiddy Farm Shop, wo wir eine Kleinigkeit essen.
Danach genießen wir die Sonne vor dem Bulli.
Kirkaldy
Heute haben wir etwas Besonderes vor. Wir fahren wieder an die Ostküste nach Kirkaldy. Da wohnt eine Tante von mir, die wir schon länger nicht mehr gesehen haben.

Sie hat doch tatsächlich für uns gekocht! Nach dem Essen geht es dann auf einen Spaziergang ans Meer mit einem kurzen Zwischenstopp in einen kleinen Café am Hafen.
Auf dem Rückweg zum Campingplatz kaufen wir noch schnell ein paar Dinge ein. Und abends kommt sogar noch ein Eiswagen auf dem Campingplatz vorbei!

Lake District
Die Wettervorhersage für die nächsten Tage sieht nicht gut aus. Für die Hebriden-Inseln ist viel Regen angesagt. Statt auf die Isle of Mull, beschließen wir in Richtung England zu fahren. Unser Ziel ist der Lake District.
Der Lake District ist der größte Nationalpark Englands und liegt in der Grafschaft Cumbria.
Wir checken ein auf dem Fisherground Campsite und beschließen den Tag mit einem kleinen Spaziergang.

Am nächsten Tag geht es zur Cathedral Cave, einer beeindruckenden Höhle, die durch den Schieferabbau entstanden ist.

Das Wetter ist eher durchwachsen, und so machen wir spontan in einem Pub einen kleinen Zwischenstopp für ein Tässchen Tee.
Danach fahren wir weiter zum BaysBrown Farm Campsite, wo wir abends in einem nahegelegenen Pub ein leckeres Abendessen bekommen.

Der nächste Tag ist wieder sonnig, und so machen wir uns auf eine Wanderung nach Grasmere.

Dort angekommen schlendern wir durch die kleinen Straßen und genießen ein Sandwich in der Sonne, bevor wir uns wieder auf den Rückweg machen.
Gesamtanstieg: 330 m
The Cotswolds
Bei strömenden Regen geht es weiter in Richtung Süden. Unser Ziel sind die Cotswolds. Hier stoppen wir an einer kleinen Brauerei, in der Jeremy Clarkson, ein britischer Moderator, sein eigenes Bier brauen lässt.

Den Campingplatz Cotswold View erreichen wir bei 24 Grad und Sonnenschein! Und den genießen wir mit Kaffee vorm Bulli.
Pevensey Bay
Wo wir schon mal so weit im Süden sind, wollen wir auch ans Meer. Unser heutiges Ziel ist Worthing. Dort füllen wir unsere Vorräte auf und spazieren über die alte Seebrücke.

Danach machen wir aber noch einen Stopp an den Seven Sisters. Die Seven Sisters sind Kreidefelsen, die zwischen Eastbourne und Seaford liegen.

Wir übernachten auf dem Cannon Camping & Caravan Park in Pevensey Bay.
Unser Abendessen bekommen wir in der nur wenige Minuten entfernten Marina.
Eastbourne versprüht den Charme vergangener Eleganz der alten Seebäder. Das wollen wir etwas genauer erkunden und fahren mit dem Hop on / Hop off Bus einmal durch die Stadt.

Battle
So langsam geht unser Urlaub zu Ende. Da wir an dem Schlachtfeld der berühmten Schlacht von Hastings vorbeikommen, halten wir hier nochmal an und spazieren durch die Wiesen und Felder, die inzwischen das Gelände eingenommen haben. Von einem Schlachtfeld ist natürlich nichts mehr zu sehen.

Auch die dortige Abtei besichtigen wir, bevor es nach Ashford zum Broadhembury Campingplatz geht. Hier übernachten wir nochmal, bevor wir wieder durch den Eurotunnel zurück aufs europäische Festland fahren.
Rückreise
Von Ashford aus haben wir es nicht mehr weit nach Folkstone zum Terminal. Leider brauchen wir am nächsten Morgen für die Fahrt von etwa 15 Meilen geschlagene zwei Stunden. Scheinbar gibt es ein technisches Problem am Check-In, was zu einem langen Stau auf der Autobahn führt. Und so bekommen wir den Zug erst mit einer guten Stunde Verspätung. Immerhin verabschiedet sich Großbritannien von uns mit Sonnenschein und über 30 Grad.
Wir übernachten noch ein letztes Mal im Bulli, diesmal in Belgien. Dort haben wir einen Campingplatz am Meer gebucht. Und von dort geht es dann, mit einem obligatorischen Zwischenstopp im Albert Heijn, wieder nach Hause. Leider auch hier wieder mit Stau, da es an der Grenze nach Deutschland Grenzkontrollen gibt.

Fazit
Bisher hatten wir in Schottland immer Glück mit dem Wetter. Diesmal leider nicht so richtig. Das Risiko war uns natürlich bewusst, aber trotzdem wären ein paar mehr trockene und sonnige Tage schöner gewesen. Immerhin konnten wir mit dem Bulli nach England ausweichen.
So haben wir leider nicht alles sehen können, was wir uns vorgenommen hatten. Aber das ist dann ja ein willkommener Anlass für eine erneute Reise nach Schottland. Denn die Menschen sind freundlich, die Natur einzigartig und es gibt viel zu sehen. Wir werden also garantiert nochmal nach Schottland fahren!
Unnützes Wissen
![]() | 4.499 Kilometer gefahren |
![]() | 24 Übernachtungen |
![]() | Juni 2025 |
![]() | 1 x 13,5 Kilometer mit 360 Höhenmetern & mehrere weitere kleinere Touren |
![]() | Unzählige Schafe, viele Highland Kühe, ein paar Ziegen, ein paar Pferde, einen Seehund, ein Eichhörnchen und drei Hasen |
![]() | 1 |
![]() | Qwixx: Susanne 2 : 4 Denis |
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