Reisen

Portugals Mitte – Beira Litoral, Ribatejo und Estremadura

Nachdem wir den nördlichen Teil Portugals im Landesinneren durchfahren haben, zieht es uns nun an die Küste. 

Aveiro

Von Coimbra ist es nicht weit bis zur Lagune von Aveiro. Die Nacht verbringen wir auf einem nicht unbedingt erinnerungswürdigen Stellplatz in Murtosa. Deshalb brechen wir am nächsten Morgen schnell auf nach Aveiro. Die Stadt ist von einem Kanalnetz durchzogen, auf dem die traditionellen Boote, die früher für die Seetangernte genutzt wurden, heutzutage Touristen herumschippern. In der Altstadt finden sich noch viele alte, mit den traditionellen Azulejos verzierte Häuser. 

Die Altstadt von Aveiro

Nach einem ausgiebigen Bummel durch die Stadt machen wir noch einen Abstecher zu den Salinen, wo es aber nicht viel zu sehen gibt. Im Sommer sollen sich dort die Salzberge auftürmen. Es ist dafür aber wohl noch zu früh im Jahr, so dass wir nur ein paar leere Wasserbecken vorfinden. 

Also zurück zum Bulli, und weiter geht die Fahrt. 

Im übrigen noch ein Tipp zum Parken in Aveiro: in fußläufiger Entfernung zum Zentrum von Aveiro gibt es einen kleinen Parkplatz, wo man für 1 € pro Tag parken kann. 

Louriçal

Nach einer späten Mittagspause in Figueira da Foz geht es weiter zum nächsten Stellplatz. Eigentlich wollen wir ja an der Küste bleiben, aber die Campingplätze dort sind alle nicht sonderlich gut bewertet. Deshalb entscheiden wir uns, wieder ein paar Kilometer von der Küste weg zu fahren, in die Nähe von Louriçal. Dort liegt O Tamanco Camping & Cantina, ein relativ kleiner Platz, aber mit Pool und sogar einem Restaurant. 

Unser Stellplatz im O Tamanco

Hier legen wir einen ruhigen Tag ein, mit viel Faulenzen, Lesen, Beobachten der freilaufenden Truthahnfamilie und abends einem leckeren Essen im Restaurant. 

Ein paar Petiscos

So ausgeruht geht es weiter zu zwei Highlights in Portugal: Fátima und Tomar. 

Fátima

Nur etwas mehr als 100 Jahre ist es her, dass es dort eine Marienerscheinung gegeben haben soll. Daraus ist eine riesige Wallfahrtsstätte entstanden, die bedeutendste Portugals und eine der bekanntesten der römisch-katholischen Kirche. Jedes Jahr besuchen mehrere Millionen Pilger Fátima

Die Kathedrale von Fátima “Basilica de Nossa Senhora de Fátima“

Uns lässt der Ort auch nicht ganz kalt, allerdings bleibt zumindest bei mir auch ein zwiespältiges Gefühl zurück. Zum einen, wenn man sich die Größe der Stätte anschaut, und dass sie in einem verhältnismäßig kurzen Zeitraum errichtet wurde. Zum anderen, weil es zum Teil doch sehr kommerziell und durchorganisiert wirkt. Vielleicht irritieren mich aber auch die vielen Opferstöcke, in die viele Pilger nicht nur ihr Münzgeld werfen … nichtsdestotrotz lohnt sich der Besuch.

Das ist die erste Kapelle am Ort des Wunders

Tomar

Nur eine gute halbe Autostunde entfernt liegt Tomar, die Stadt der Templer. Die Ordensburg Convento de Cristo ist der frühere Hauptsitz des Templerordens und heute, völlig zu Recht, UNESCO Weltkulturerbe. Die Burg liegt auf einem Hügel oberhalb der Stadt und egal, wo man sich aufhält, die Burg ist immer mit im Blick. 

Convento de Christo

Die Burganlage ist schon sehr gewaltig und beeindruckend, aber das absolute Highlight ist die Kirche. Sie besitzt eine sechzehneckige Grundform. Der Hochaltar ist in der Mitte platziert, so sollte den Rittern ein Messebesuch zu Pferde ermöglicht werden. Die Wandverzierungen sind üppig und spiegeln die Bedeutung und den Wohlstand des Ordens eindrucksvoll wider. 

Der Altar im Kloster

Nach soviel Geschichte und Pracht freuen wir uns, den Tag auf der Quinta das Lameiras, nicht weit entfernt von Tomar, bei netten Gastgebern und in einer tollen Umgebung ausklingen lassen zu können. 

Alcobaça

Am nächsten Morgen brechen wir schon wieder auf. Der Liste an beeindruckenden religiösen Bauwerken, die wir am Vortag besichtigt haben, fügen wir heute mit dem Kloster in Alcobaça ein weiteres hinzu. Angeblich haben es sich die Mönche des Zisterzienser-Ordens hier früher sehr gut gehen lassen und einen nicht gerade klösterlichen Lebensstil gepflegt. Die Pracht und Größe der Abtei und ihrer Kirche sprechen jedenfalls dafür.

Die Klosteranlage von Alcobaça

Nazaré

Weiter geht es in Richtung Küste, zum Salgado Travel Van Park in Famaliçao, unweit von Nazaré. Da gerade keine Saison für die Surfer an den Supertubo-Stränden von Nazaré und Peniche ist, sind wir fast die einzigen Gäste auf dem Stellplatz. 

Historisches Fischerboot am Strand von Nazaré

Für nur 10 € nutzen wir das Shuttle-Angebot des Platzes nach Nazaré. Wir lassen uns in die Nähe des Stadtstrands von Nazaré fahren. Nach einem Bummel entlang der Promenade, die aus Restaurants und leider ziemlich vielen Touristennepp-Läden besteht, fahren wir mit der Standseilbahn nach Sítio, den auf der Klippe liegenden alten Teil Nazarés. 

Blick von Sítio auf Nazaré

Von hier hat man eine herrliche Sicht über Nazaré und die Küste. An der Spitze des Kliffs, im alten Leuchtturm, befindet sich das Surfmuseum. Direkt nebenan liegt die Praia da Norte. Aufgrund einer Nazaré vorgelagerten Unterwasserschlucht können hier gigantische Wellen entstehen, die sogenannten Supertubos. Wie sehr selbst Profi-Surfer damit zu kämpfen haben, ist in der Ausstellung des kleinen, aber feinen Surfmuseums dokumentiert. Hier hängen einige Boards der Pros, die sich in die Wellen gewagt haben, aber nicht immer unbeschädigt wieder rausgekommen sind. Das Museum ist auf jeden Fall einen Besuch wert! 

Das Surfmuseum am alten Leuchtturm

Von Sítio aus laufen wir den Berg wieder runter bis an den Strand und genießen ein leckeres Mittagessen in einem Restaurant an der Promenade mit Blick aufs Meer, bevor unser Shuttle-Service uns wieder abholt und zurück zum Bulli fährt. 

Peniche

Peniche ist uns nur einen kurzen Abstecher wert. Wohl auch, weil wir beim Besuch der Ilheu da Papoa in einen Platzregen kommen und einmal bis auf die Knochen nass werden. Zum Glück können wir im Bulli die Klamotten wechseln. 

Ilha da Papoa

Das Wetter wird aber schnell besser, so dass wir noch einen Umweg zur Praia dos Supertubos nehmen. Aber auch hier, wie schon in Nazaré, keine besonderen Wellen und wenig Surfer im Wasser. 

Praia dos Supertubos

In Ericeira halten wir für ein, wieder mal, sehr leckeres Mittagessen an.

Sintra

Am späten Nachmittag erreichen wir unseren nächsten Stellplatz in Janas. Sintra Vintage Caravan bietet nur 6 Plätze an, aber wenn mehr Gäste vor dem Tor stehen, findet Carlos, der sehr freundliche und umtriebige Besitzer, immer eine Möglichkeit, noch einen Camper mehr unterzubringen. Das gleicht manchmal einem Tetris-Spiel und ist sehr amüsant zu beobachten. 

Janas liegt nur wenige Kilometer von Sintra entfernt. Um am nächsten Tag dorthin zu gelangen, nutzen wir Uber.

In Sintra hat sich die Geschichte so richtig ausgetobt. Bei so vielen Sehenswürdigkeiten müssen wir uns auf ein paar wenige beschränken. Den Anfang macht der Palacio Nacional da Pena, der hoch über Sintra liegt. Die Bauweise ist eine skurrile Mischung aus Zwiebeltürmchen, maurischen Elementen und Anleihen der Burgen im Mittelrheintal, und das alles dann auch noch sehr farbenfroh gestaltet. 

Palacio Nacional da Pena

Auch im Inneren des Palasts setzt sich dieser Mix fort. Bis 1910 diente die Schlossanlage als Sommerresidenz der königlichen Familie. Mit Ausrufung der Demokratie floh diese und ließ große Teile der Einrichtung zurück. Diese wird nun in dem Räumen gezeigt, und gibt einen Eindruck von der damaligen Pracht.

Das Esszimmer im Palast

Auch die Gartenanlage des Palasts mit tropischen Pflanzen, riesigen Farnen und Mammutbäumen ist einen Rundgang wert. Da es aber immer noch nieselt, nehmen wir den direkten Weg bergab und gehen zum nur ein paar hundert Meter entfernt liegenden Castelo dos Mouros

Castelo dos Mouros

Viel mehr als die Reste der Festungsmauer samt zwei Wachtürmen gibt die Anlage nicht her. Aber von den Türmen haben wir eine Sicht bis zum Atlantik. Ich meine sogar, unseren Bulli in Janas sehen zu können … Genau zur rechten Zeit reißt der Himmel endlich so weit auf, dass wir zur Landseite doch noch einen Blick auf den Palacio da Pena über uns werfen können. 

Blick vom Castelo auf den Palacio da Pena

Der Abstieg von der Burg führt uns durch einen Eukalyptus- und Pinienwald und schmale Altstadtgassen in die Innenstadt von Sintra, auf die Praça da República. Mittlerweile ist es bereits Nachmittag und wir haben Hunger und Durst. Eines der zahlreichen Lokale auf dem Platz hilft uns gerne weiter – mit Sandwiches und Sangria.

Nach einer ausgiebigen Pause bleibt nur noch Zeit für eine weitere Sehenswürdigkeit in Sintra, und so entscheiden wir uns für die Quinta da Regaleira. Hier hat uns im Reiseführer die Beschreibung des Poço Iniciático neugierig gemacht. 

Es handelt sich um einen 27 Meter tiefen Brunnen, in dem eine Wendeltreppe 9 Stockwerke in die Tiefe führt.  Der Zweck des Brunnens ist wohl nicht eindeutig geklärt. Eine Vermutung ist, dass er für zeremonielle Handlungen, welcher Art auch immer, genutzt wurde. Am Fuße des Brunnens befindet sich noch ein kleines Höhlensystem, das zu durchlaufen ist, bevor es wieder ans Tageslicht geht. 

Blick in die Tiefe des Brunnens

Die Rückfahrt mit Uber gestaltet sich etwas langwierig, da unsere Anfragen mehrmals abgelehnt werden. Wir laufen wieder zurück zur Praça da República, wo uns endlich ein Fahrer aufsammelt, um dann über abenteuerliche Wege durch sehr enge Gassen und sehr schmale Feldwege nach Janas zu fahren.  

Nach so viel Kultur ist wieder Meer angesagt. Azenhas do Mar ist nur einen entspannten Spaziergang entfernt. Leider kommen wir wieder in einen kräftigen Regenschauer. Den Salzwasserpool, der direkt am Meer liegt und auch vom Meer gespeist wird, schauen wir uns daher nicht näher an. Wir suchen lieber Unterschlupf an einer Strandbude, bis der Regen sich verzieht, und gehen dann „auf großem Umweg“ über Praia das Maças zurück zum Stellplatz. 

Schlechtes Wetter am Salzwasserpool

Nachdem wir die letzten Abende immer selber gekocht haben, gehen wir an diesen Abend essen in einem der Restaurants im Dorf. Es gibt typisch portugiesische Küche mit viel Fleisch und leckerem Bacalhau.

Setúbal

Die Fahrt geht am nächsten Tag weiter. Cabo da Roca ist der westlichste Punkt des europäischen Kontinents. Hier bläst uns der Wind ganz ordentlich um die Ohren, als wir zum Aussichtspunkt gehen.

Cabo da Roca

Und so geht es schnell weiter. An Lissabon fahren wir vorbei, da wir uns die Stadt für einen separaten Mehrtages-Trip aufheben wollen. 

Unser Ziel ist Setúbal. Etwas außerhalb der Stadt, im Mündungsdelta des Sado, liegt das Naturreservat „Reserva Natural do Estuário do Sado“. Im Besucherzentrum „Moinho de Maré da Mouriscas“ kann man auf einem Rundweg durch die ehemaligen Salinen verschiedene Vogelarten beobachten, die sich in dem Wattgebiet angesiedelt haben. Unter anderem sehen wir tatsächlich in einem Wasserbecken eine Gruppe von etwa 20 Flamingos.

Flamingos! Und ja, durch den Zoom leider etwas unscharf.

Die Nacht verbringen wir auf einem Campingplatz, der ebenfalls etwas außerhalb der Stadt direkt am Meer liegt, und wo man abends einen wunderschönen Blick über die erleuchtete Bucht von Setúbal hat. 

In Setúbal endet auch der Abschnitt durch die Mitte Portugals, denn nun schließt sich das Alentejo und die Algarve an. 

Unser Fazit

Die Mitte Portugals bietet jede Menge Geschichte und Kultur. Wir haben uns nur ein paar Highlights herausgepickt, aber man könnte bestimmt viel mehr Zeit dort verbringen. 

Die Küstenregion hat uns nicht so sehr beeindruckt. (Kite-)Surfer kommen hier bestimmt voll auf ihre Kosten. Wir freuen uns nun aber mehr auf die Strände und Klippen der Algarve.

Unnützes Wissen 

Gefahrene Kilometer617 Kilometer gefahren
Übernachtungen9 Übernachtungen
ReisezeitMai / Juni 2022
Wanderungen
Wilde TiereFlamingos & Permilongos, 5 Pudel und ein Mischling
Lagerfeuer
Kniffel-Partien

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